Kollaborationsbiere in der Schweiz

Schaut man sich die Regale einer Craft-Bier-Abteilung oder die Bierkarte in einer Bar an, stechen sie sofort ins Auge: Etiketten, auf denen nicht nur ein, sondern gleich zwei oder mehr Brauerei-Logos zu sehen sind. Kollaborationsbiere sind längst keine Seltenheit mehr – sie haben sich zu einem festen Bestandteil der Schweizer Craft-Bier-Szene entwickelt. Doch woher kommt dieser Trend? Und warum funktioniert er so gut?

Zusammenarbeit liegt in der DNA des Craft Brewing

Von Anfang an war die Schweizer Szene geprägt von gegenseitiger Unterstützung. Es ging weniger um offizielle Projekte, sondern darum, dass erfahrene Brauer Newcomern mit Wissen, Tipps und manchmal auch Equipment zur Seite standen. Die ersten offiziellen Kollaborationen, oft mit internationalen Partnern, fühlten sich wie richtige Meilensteine an: kultureller Austausch, Lernen von den Besten – und jede Menge Begeisterung.

Heute ist dieser Spirit zu einem regelrechten Phänomen geworden, das die Szene prägt. Aber was macht Kollabs so attraktiv?

Mehr als die Summe seiner Teile

Für die Brauer selbst sind Kollaborationen so etwas wie ein kreativer Urlaub. Eine willkommene Pause vom Brauen der bewährten Standards, um gemeinsam in einem Ideen-Sandkasten zu spielen.

  • Ideen teilen. Eine Brauerei, die für hopfenbetonte IPAs bekannt ist, lernt beim Partner die Feinheiten des Fasslagerns. Ein traditioneller Brauer aus der Deutschschweiz wagt sich mit einer Westschweizer Microbrasserie an wilde Hefen. Jeder bringt etwas Neues mit – fast wie eine Masterclass in Technik und Kreativität.
  • Ressourcen und Risiko teilen. Teure Hopfensorten oder experimentelle Hefen wirken weniger riskant, wenn man die Kosten aufteilt. Das senkt die Hemmschwelle für mutige Innovationen.
  • Community stärken. Jede Brauerei bringt ihre Fans mit ein, und plötzlich lernen Stammkunden neue Marken kennen. So werden aus Konkurrenten Partner – ein Gewinn für die ganze Szene.

Warum wir sie lieben

Auch für uns Biertrinker haben Kollaborationen etwas Besonderes. Sie sind limitiert, einzigartig – und jedes Bier erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Experimentierfreude und Leidenschaft fürs Brauen. Eine Flasche fühlt sich an wie ein kleiner Blick hinter die Kulissen: Ist es eine harmonische Fusion zweier Stile oder ein aufregendes Aufeinanderprallen von Brauphilosophien? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden: probieren.

Die Kehrseite

Natürlich ist nicht alles perfekt. Mit der wachsenden Zahl an Kollaborationen gibt es auch Biere, die eher wie Marketingaktionen wirken. Der Funke springt nur über, wenn das Ergebnis im Glas auch wirklich überzeugt. Dazu kommen die praktischen Herausforderungen: Zwei Brauereien in verschiedenen Kantonen – oder gar Ländern – unter einen Hut zu bringen, erfordert viel Planung.

Trotz aller Stolpersteine sind Kollaborationen ein riesiger Gewinn für das Schweizer Craft Beer. Sie halten die Szene frisch, experimentierfreudig und – am wichtigsten – gemeinschaftlich. Sie zeigen uns, dass es im Craft Beer nicht um Konkurrenz geht, sondern um die gemeinsame Reise und die Frage: Was kann Bier eigentlich alles sein?

 

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Dr. Brauwolf

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